Samadhi
Rama sprach: „Erhabener, der du des Vergangenen und Zukünftigen mächtig (kundig) bist, da ist nun einer zum Samadhi und wie ein Erwachter (einer, der erkannt hat) zur Ruhe gekommen und führt dennoch ein gewöhnliches Leben. Ein anderer aber hat sich in die Einöde zurückgezogen und obliegt einzig nur dem Samadhi. Sage mir, Erhabener, welcher der beiden ist der Bessere?“
Vasishtha sprach:„Als Samadhi bezeichnet man einen Zustand der Kühle, der im Inneren desjenigen eintritt, der sieht, dass dieses Zusammenspiel der Gunas (d.h. die Person) nicht das Selbst darstellt. Innerlich kühl, weil er genau weiß, dass er mit keinen Dingen, die wahrnehmbar sind, verbunden ist, führt einer ein gewöhnliches Leben, gibt sich ein anderer nur der Meditation hin. Wenn sie innen wirklich kühl sind, dann sind sie beide, o Rama, völlig gleich. Beide haben sie gewiss genau gleich jenes Sein erreicht, wo es keine Probleme mehr gibt. Denn das Gemüt, das nur noch sehr feine (unbeutende) Neigungen besitzt, ist selbst als Handelndes nichthandelnd, wie ein Geistesabwesender beim Hören einer Geschichte.
Hingegen ist dasjenige Gemüt, dessen Neigungen sehr dicht sind, selbst als Nichthandelndes noch handelnd, wie in jener Traumsituation, wo einer in ein Loch stürzt, obwohl sich der Körper überhaupt nicht bewegt. Wer in sich nur am Selbst Gefallen findet, während er mit den Tatvermögen (Karmendriya n.: Hören, Fühlen [Tasten], Sehen, Schmecken, Riechen) Handlungen vollbringt und darum weder der Begeisterung noch dem Kummer oder sonst der gleichen unterliegt, den nennt man einen „Gesammelten“ (der in „Sammlung“, im Sam_dhi, weilt). Wenn einer alle Wesen wie das Selbst und die größten Besitztümer wie nichtige Erdklumpen sieht – von Natur und nicht aus Not-, dann sieht er (dann unterliegt er keiner Täuschung mehr).
Gefunden in einem alten indischen Text Namens "Yogavasishtha" (zw. 5. u. 13 Jahrhundert), in welchen der Hofpriester des Königs Dasharatha den sechzehnjährigen Shri Rama belehrt. Auf deutsch erschienen im Ansata Verlag 1988, dzt. vergriffen.
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